Gadogado – Der Geschmack einer Reise

Zum Glück habe ich keine Erdnussalergie! Ja, manchmal finde ich es echt ätzend, dass ich so viele Dinge nicht essen kann. Milchprodukten und Weizen, das schränkt ganz schön ein. Vor allem in den Europäischen Küchen. Einmal eine vegetarische Pizza mit glutenfreiem Boden und ohne Mozzarella – schmeckt einfach nicht so wirklich. Älpermakkaroni mit glutenfreier Pasta ohne Milch und Käse? Äh, dann lass ich’s wohl lieber bleiben. Und der vegane Raclettekäse sorgte zwar für einige Lacher beim WG Weihnachtsessen, aber geschmeckt hat er leider nicht wirklich. Obwohl, der Gesichtsausdruck meines Mitbewohners, als er den ‘Käse’ probierte, machten die Beleidigung der Geschmacksknospen durchaus wett.

Daher liebe ich es, in fremden Küchen auf die Suche nach Rezepten zu gehen, die schon ‘by default’ milch- und weizenfrei sind. Besonders die Asiatischen Küchen bieten einen wahren Goldschatz an leckeren Gerichten, die nur darauf warten, in mein Repertoire aufgenommen zu werden. Eines meiner Lieblingsessen lernte ich in Indonesien kennen: Gadogado. Eigentlich ist es, ganz prosaisch beschrieben, ein lauwarmer Salat mit Ei und Tempeh, der mit einer Erdnusssauce gegessen (oder in meinem Fall: in einer Erdnusssauce ertränkt) wird. Doch diese Beschreibung wird Gadogado nicht gerecht. Für mich ist es die Erinnerung an eine wunderschöne Reise auf dem Teller. Es ist der Geschmack von Wärme, einer fremden Kultur und wehmütigen Erinnerungen. Kein Wunder kann ich nicht genug davon bekommen. Und ja, es liegt auch an der Erdnusssauce. Die ist einfach phänomenal.

 

Das brauchst du um 4 Personen in fremde Geschmackswelten zu entführen:

4 Hartgekochte Eier

Römersalat

1 Gurke

300g Grüne Bohnen

150g Mungobohnensprossen

2 Tomaten

4 Kartoffeln, festkochend

Erdnusssauce:

1 grosse Zwiebel

3 Knoblauchzehen

Ingwer, Galgant, Kurkuma; je ein ca. daumenkuppengrosses Stück*

3 Kaffirlimettenblätter**

½ Chili

1 EL Kokosblütenzucker

150 ml Kokosmilch

4 EL Erdnussbutter

1 Limette

1 EL Tamarindenpaste**

1 EL Tamari

Tempeh:

300 g Tempeh

2 EL Limettensaft oder Reisessig

2 EL Sesamöl

1 EL Tamari

1 Knoblauchzehe

1 TL Kokosblütenzucker

1 Stange Zitronengras

Garnitur:

Koriander

Erdnüsse

geröstete Zwiebeln

Limettenscheibe

Chili

Dazu passt:

Weisser Basmatireis

So wird’s gemacht

Tempeh:

Die Zitronengrasstange in Scheiben schneiden, den Knoblauch fein würfeln und mit den restlichen Marinadezutaten verrühren. Den Tempeh in Würfel schneiden, hinzugeben und für 1h marinieren lassen.

Erdnusssauce***:

Zwiebel und Knoblauch grob würfeln und in etwas Öl anbraten. Den gehackten Ingwer, Kurkuma und Galgantwurzel, sowie die Kaffirlimettenblätter und Chili beigeben. Kurz mitrösten. Zucker beigeben und mit der Kokosmilch ablöschen. Die Kokosmilch kurz aufkochen lassen und den Topf zugedeckt für mindestens 10 Minuten stehen lassen.

Die Sauce zusammen mit der Erdnussbutter in einen Mixer geben und zu einer sämigen Sauce pürieren. Limettensaft, Tamarindenpaste und Sojasauce zugeben, nochmals kurz durchmixen und beiseitestellen.

Gemüse:

Den Stielansatz der Bohnen entfernen und die Bohnen in kochendem Wasser für 10 Minuten blanchieren. Die Kartoffeln in Würfel schneiden und für 10-15 Minuten im kochenden Wasser kochen bis du mit einem spitzen Messer ‘wie durch Butter’ durch die Würfel stechen kannst.

Den Tempeh in einer Bratpfanne goldbraun braten.

Das restliche Gemüse rüsten und auf dem Teller mit dem Tempeh, einem aufgeschnittenen Ei anrichten. Mit Erdnussauce beträufeln und mit Koriander, Erdnüssen, gerösteten Zwiebeln, Chili und Limettenscheibe garnieren.

*falls du keine Galgantwurzel findest, kannst du diese auch weglassen. Die frische Kurkumawurzel kann durch ½ TL gemahlenen Kurkuma ersetzt werden.

**absolut essentiell für den Geschmack. Finden sich meistens im Chinaladen.

***die Erdnussauce hält sich im Kühlschrank eine Woche. Ich bereite mir immer die doppelte Menge zu und schwelge gleich mehrmals in den Erinnerungen an meine Indonesienreise. Oder ich dippe meine Sommerrollen in die Sauce, oder ich träufle sie über meine Buddah Bowl oder ich löffle sie einfach aus dem Glas…

Ein Müsli mit Gruseleffekt

Das wäre wohl der perfekte Halloween-Post gewesen. Doch es ist kein Scherz. Ich meine es ernst. In meinem Granola befinden sich Mehlwürmer.

Mein Mitbewohner war gelinde gesagt etwas irritiert, als ich ihm stolz das lecker duftende, frisch aus dem Ofen genommene Granola präsentierte. Ja, es sieht etwas gewöhnungsbedürftig aus, ein Granola mit Mehlwürmern. Doch ich versichere Dir, geschmacklich ist es ein Highlight. Die gefriergetrockeneten Mehlwürmer von Essento haben eine Konsistenz, die mich an gepufften Mais erinnern und einen angenehm nussigen Geschmack. Der Grund jedoch, warum ich begann, mich für das Kochen mit Insekten zu interessieren, sind deren inneren Werte. Mehlwürmer bestehen zu 50% aus Protein und enthalten wertvolle ungesättigte Fettsäuren und Mineralstoffe. Es sind wahre Powerpakete, die eine nachhaltige Alternative zu Fleisch darstellen. Wie wärs? Anstatt Rührei mit Bacon zum ausgedehnten Sonntagsfrühstück eine Schale Mehlwurm-Müsli ? ?

Nicht nur die Mehlwürmer machen das Müsli zu einem echten Sportlerfrühstück; die Kombination aus verschiedenen Kernen und Samen versorgt dich mit Mineralstoffen und gesunden Fetten, die Erdnussbutter und Haferflocken schmuggeln noch etwas pflanzliches Eiweiss in das Granola und sorgen dafür, dass du lange satt bleibst. Na, du Gewundernase, ready für dein nächstes Kochabenteuer?

Du brauchst dazu:

2 kleine Bananen

2 gehäufte EL Erdnussbutter

Optional 2 TL Kokosblütenzucker (um dir dein Insekten-Abenteuer etwas zu versüssen ? )

1 Prise Salz

Mark einer Vanilleschote

Abgeriebene Schale einer Biozitrone

250g Haferflocken

25g Sesam

25g Leinsamen

25g Sonnenblumenkerne

25g Mehlwürmer*

So wird’s gemacht:

Bananen mit einer Gabel zermanschen und mit der Erdnussbutter verrühren. Kokosblütenzucker, Salz, Vanille und Zitronenschale zugeben und gut vermischen. Die restlichen Zutaten hinzugeben, gut durchmischen und auf einem mit Backpapier belegten Blech verteilen. Ich krümele die Müslimasse jeweils ‘Crumble-style’ auf das Blech, um nach dem Backen knusprige Granolacluster zu erhalten. Dann schiebst du dein Müsli für 25 Minuten in den Ofen und bäckst es bei 150°C. Alle 10 Minuten solltest du das Müsli wenden, damit es gleichmässig gebacken wird und nicht anbrennt. Nach Ablauf der Backzeit stellst du den Ofen aus und lässt das Müsli im geschlossenen Ofen ausknuspern ?. Und dann steht dir am nächsten Morgen eine kleine Mutprobe bevor

* Ich habe meine Mehlwürmer bei Essento bestellt. Essento achtet bei der Herstellung nicht nur auf eine artgerechte Tierhaltung achten (ja, das ist auch bei Insekten ein Thema), sondern sind auch in Zürich ansässig und achten auf eine lokale Wertschöpfungskette. Ganz nach dem Motto ‘Think global, act local.’ Ein Volltreffer, oder?

Von der Süsse der Knolle und ein Brownierezept

Eigentlich komisch, dass sie Süsskartoffeln heissen. Botanisch gesehen sind es nämlich keine Kartoffeln. Süsskartoffeln gehören zu den Windengewächsen und nicht nur ihre beliebten Knollen, sondern auch ihre Blätter können gegessen werden (was bei Kartoffeln, die zu den Nachtschattengewächsen gehören, zu Vergiftungen führen würde). Immerhin die Herkunft des ersten Teils des Namens liegt auf der Hand; wer schon einmal im Ofen geröstete Süsskartoffeln gegessen hat, dem läuft bestimmt das Wasser im Mund zusammen beim Gedanken an das orange, leicht süssliche Innere der Knolle. Beim Erhitzen der Kartoffeln wird ein Enzym aktiviert, dass einen Teil der Stärke in Maltose umwandelt. Vielleicht kommt dir dieser Begriff bekannt vor, und du fragst dich jetzt, was, um Himmelswillen, Süsskartoffeln mit Bier zu tun hat. Maltose entsteht tatsächlich auch wenn bei der Bierherstellung die Maische langsam erhitzt wird und verleiht dem studentischen Lieblingsgetränk seine charakteristische malzig-süsse Note.

Nicht nur durch ihre leichte Süsse bietet sich die Süsskartoffel zum Backen an; auch ihre Konsistenz bringt mich immer wieder ins Schwärmen und verleihen den Brownies ihre fudgy Konsistenz ohne viel Fett zu enthalten. Da die Knollen im Gegensatz zum sonst verwendeten Weissmehl wahre Überflieger bezüglich Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen sind und wir dies sogar noch mit der Zugabe von Haferflocken toppen, werden die Süsskartoffelbrownies zu einer himmlischen Nascherei, die du ohne schlechtes Gewissen verzehren kannst und dabei deinem Körper noch was gutes tust.

Für 25 Brownies brauchst du:

570g gekochte Süsskartoffeln *

2 EL Kokosöl

2 Espressi**

200g Kokosblüten- oder Vollrohrzucker

150g Haferflocken, im Mixer zu einem Mehl gemahlen

1 TL Backpulver

100g Kakopulver

50g Schokolade

50g Baumnüsse

*Interessanterweise spielt die Zubereitung der Süsskartoffeln eine grosse Rolle dabei, wie Süss sie werden. Ein besonders zuckriges Ergebnis erhältst du, wenn du die Süsskartoffeln für 1h bei 160°C im Ofen röstest. Kurz waschen, rundherum mit einer Gabel einpieksen, in den Ofen und eine Folge deiner Lieblingsserie schauen. Vielleicht mogelst du dir ja noch ein, zwei Süsskartoffeln mehr in den Ofen; als Zugabe für deine nächste Smoothiebowl oder Mealprep für das nächste ‘es muss jetzt einfach superschnell gehen’ Zmittagessen?

** für eine koffeinfreie Version einfach durch 150ml Pflanzenmilch ersetzen

So wird’s gemacht:

Den Ofen auf 180°C vorheizen. Süsskartoffelfleisch aus der Schale lösen und zusammen mit dem Kokosöl und dem Kaffee zu einer homogenen Masse pürieren. Alle weiteren Zutaten bis auf die Nüsse und Schokolade beigeben und zu einem dickeflüssigen Brownieteig vermengen. Schokolade und Baumnüsse unterheben und in das mit Backpapier ausgelegte/gut eingefettete Brownieblech geben. Bei 180°C für 25 Minuten backen. Die Brownies aus dem Ofen nehmen und etwas auskühlen lassen bevor du sie in Stücke schneidest.

Wie das Hausmittelchen ins Pesto kam

Pesto! Schon lange besteht bei mir Pesto nicht mehr nur aus Basilikum und Pinienkernen. Es ist so eine vielfältige Möglichkeit, etwas welke Kräuter zu verwerten oder zähen Wildkräutern zu neuem Glanz zu verhelfen.

Bisher kannte ich Spitzwegerich vor allem als gutes Hausmittelchen gegen Mückenstiche. Zwischen den Fingern verrieben bis der Saft austritt und auf die juckende Stelle gedrückt, wirkt dieses Kraut Wunder. Dank seiner reizmildernden und antibakteriellen Wirkung eignet sich der Spitzwegerich ebenfalls hervorragend zur Bekämpfung von Husten. In den Mangelzeiten nach den beiden Weltkriegen und der Weltwirtschaftskriese wurde Spitzwegerich gesammelt und zu Salat zubereitet. Für meinen Geschmack ist dieser etwas zu zäh, um als Salat verwendet zu werden(glücklicherweise haben wir ja gerade keinen Weltkrieg hinter uns und können es uns erlauben, da etwas verwöhnte Gaumen zu haben). Statt Salat zaubere ich lieber Pesto aus dem gesammelten Spitzwegerich. Die Zugabe einer Dattel balanciert die leichte Bitterkeit des Wegerichs aus und die Zugabe von Zitronenschale verleiht dem Pesto eine wunderbare Frische.

Spitzwegerich ist bei uns weit verbreitet und Du findest ihn in Fettwiesen, Parkrasen, an Wegrändern und in Äckern. Beim Sammeln solltest Du darauf achten, ihn nicht gerade an der belieben Hundepinkelstrecke zu pflücken und vor der Zubereitung empfehle ich Dir, Dein Sammelgut gründlich zu waschen.

Das brauchst Du dazu:

1 Tasse grob geschnittener Spitzwegerich

½ Tasse Walnüsse

Saft und Schale von einer Biozitrone

4 EL Olivenöl

1 Dattel

1 Knoblauchzehe

½ TL Salz

Pfeffer

So wird’s gemacht:

Einfacher als Pesto geht’s wohl nicht mit der Zubereitung: alle Zutaten mit einem Stabmixer zu einer cremigen Konsistenz mixen und nach Lust und Laune abschmecken. Damit sich das Pesto etwas länger hält im Kühlschrank mit einer Schicht Olivenöl bedecken.

Alles tot oder was? Von der Sterilisation und Pasteurisierung

Fermentierte Produkte boomen und Fermentationsworkshops sind innerhalb kürzester Zeit ausgebucht. Ich selbst habe ein ganzes Regalabteil zu Hause für meine Fermentationsexperimente freigeräumt. Doch Fermentieren ist nicht die einzige Möglichkeit, Lebensmittel haltbar zu machen. Es gibt ein breites Spektrum an Techniken, die zum Ziel die Reduktion oder Eliminierung von Krankheits- und Verderbniserregern hat.

Eine bewährte Methode, die Du bestimmt schon von Deiner Oma kennst, uns aber auch sonst täglich über den Weg läuft, ist die Hitzebehandlung von Lebensmittel. Dazu entführe ich Dich auf eine kurze Zeitreise. Bereits im 18. Jahrhundert wurde die Wärmekonservierung vom Koch und Erfinder Nicolas Appert in der Form des Einkochens angewendet. Ein Meilenstein in der Haltbarmachung von Lebensmittel legte Louis Pasteur Mitte des 19. Jahrhunderts. Pasteur setzte sich unter anderem intensiv mit Gärung und Fäulnis auseinander und bewies, dass Lebensmittelverderb, anders als dazumal angenommen, kein abiotischer Prozess ist, sondern durch Lebewesen verursacht wird. Bestimmt kommt dir der Namen Pasteur irgendwie bekannt vor. Wie oft steht doch auf dem Lebensmittel, dass es pasteurisiert ist. Doch was genau bedeutet das genau?  Aus Pasteurs Forschungen zum Thema Gärung entwickelte dieser eine Methode, bei welcher das Lebensmittel auf eine Temperatur unter 100° C erhitzt wird. Inzwischen wird zwischen Niedrigerhitzung, Kurzzeiterhitzung und Hochpasteurisierung unterschieden. Die genannten Techniken unterscheiden sich in der Temperatur, auf die erhitzt wird und der Dauer der Heisshaltung. Was alle gemeinsam haben, ist die Inaktivierung von Pathogenen. Huch, einmal kurz Erhitzen und alles weg? Nö. Im Unterschied zur Sterilisation, wo alle Mikroorganismen abgetötet werden, gehen bei der Pasteurisierung nur alle Krankheitserreger drauf. Vergisst du die pasteurisierte (Soja-)Milch vor Deinen Ferien im Kühlschrank, erwartet dich trotzdem ein saures, ziemlich ungeniessbares Produkt als ‘Welcome back Home? Überraschung im Kühlschrank. Schade wars.

Und warum sterilisieren wir denn nicht alles? Ist ja echt doof, dass die Lebensmittel trotz Pasteurisierung noch verderben. Wenn das Leben doch so einfach wäre! Bei der Sterilisierung wird das Lebensmittel für mindestens 15 Minuten auf 110 bis 121°C erhitzt, damit eben alles was drin ist ziemlich tot ist. Doch nicht nur die Mikroorganismen mögen diese Hitze nicht. Auch die Vitamine gehen bei diesen Temperaturen drauf und es kommt zu beträchtlichen Geschmacks- und Farbveränderungen.

Sozusagen der Mittelweg ist die Ultrahocherhitzung, kurz UHT. Dabei wird dem Produkt auch ziemlich Feuer unter dem Hintern gemacht; es wird nämlich auf 135 bis 140°C erwärmt. Da dies jedoch nur für 1 bis 3 Sekunden geschieht, werden die Inhaltsstoffe mehrheitlich geschont und es kommt kaum zu Geschmacks- und Farbveränderungen. Der Clou dabei ist, dass auch Sporen (sehr resistenten Dauerformen, die von einigen Bakterien gebildet werden) bei der Ultrahocherhitzung abgetötet werden. Und was ist jetzt die beste Methode? Alle drei und keine, oder eben den Umständen entsprechend. Falls Du Deinen Rucksack für eine Exkursion in den Urwald packst, würde ich dir wohl Tropenkonserven empfehlen. Dort ist zwar alles ziemlich todgekocht, aber Du musst keine Angst vor eventuellen Verderbniserregern, die diese Wärme so wunderbar kuschelig finden, haben. Wenn Du dich gerade nicht auf einem Survivaltrip befindest tut es auch die pasteurisierte Milch, wenn du den Liter innerhalb einer gewissen Zeit aufbrauchst. Wenn du im Sommer am Abend eine Pastanight mit Freunden planst, kannst du auch ruhig die frischen Tomaten auf dem Markt kaufen. Wenn du… Schlussendlich kommt es wohl immer auf Deine Situation/Verwendung des Lebensmittels an und ich denke, Du bist nun informiert genug, um für Dich selbst entscheiden zu können ?.

Homo-, hetero oder ganz was anderes? Über die verschiedenen Phasen der Fermentation

Die Fermentation von Gemüse ist wie ein Konzert verschiedener Mikroorganismen. Ausgehend von der natürlichen Mikroflora, die bereits auf der Pflanze vorhanden ist, vermehren sich zu Beginn Deines Fermentationsexperimentes die aeroben Mikroorganismen, also diejenigen, die Sauerstoff für ihr Wachstum benötigen. Dazu gehören Hefen, Schimmel und diverse Bakterien. Nach und nach verbrauchen sie den Restsauerstoff, der sich beispielsweise noch zwischen Deinen gut gestampften Kohlblättern befindet und bilden dabei Geschmacksstoffe wie Säuren, Alkohole und Ester. Nach 2 bis 3 Tagen beginnt plötzlich das grosse Blubbern. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die anaeroben (ohne Sauerstoff wachsenden) Bakterien übernommen haben. Die sogenannten heterofermentativen Bakterien wandeln Zucker in Milchsäure und Ethanol um. Dabei entsteht CO2 was zu diesem Blubbereffekt führt, der bei mir regelmässig das Fass äh.. Glas zum Überlaufen bringt. Wieder einmal ein Beweis, dass Frau nicht immer aus ihren Fehlern lernt… Die gebildete Milchsäure führt dazu, dass das Produkt langsam sauer zu schmecken beginnt. Weitere 2 bis 3 Tage später hat der Spuk aufgehört und kein Gas wird mehr gebildet. Die heterofermentative Flora wird durch eine mehrheitlich homofermentative Gemeinschaft abgelöst. Die neuen Herrscher über die Fermentation wandeln den Zucker nur noch in Milchsäure um und das Kraut wird jetzt erst recht sauer. Nach der 4- bis 6-wöchigen Fermentation erreicht dein Gemüse einen pH-Wert von 3.3 bis 3.8 was etwa der Säure von (ungezuckertem!) Orangensaft entspricht. In diesem Stadium kann es auch sein, dass Du einen weisslichen Belag auf der Oberfläche entdeckst. Die sogenannte Kamhaut- ja, dieses Ding hat tatsächlich einen Namen- besteht aus Hefen und Essigsäurebakterien. Sie ist gesundheitlich unbedenklich, kann jedoch den Geschmack Deines Fermentationsproduktes verändern und sollte daher abgeschöpft werden. Das coole an der sauren Geschichte ist, dass bei solch tiefen pH-Werten keine Verderbnis erregenden Bakterien mehr wachsen können und durch die Fermentation Lebensmittel haltbar gemacht werden können.

Nicht nur Kohl kann fermentiert werden. Wie wäre es mit dieser Farbexplosion von rote Beete und Zwiebel als fermentierte Beilage zu Deinem Mittagessen?

Carrotcake Blissballs

Zucker lässt den Insulinspiegel rasant ansteigen. Zucker ist schlecht für die Darmflora und fördert schlechte Darmbakterien. Zucker führ zu Übergewicht… Kurz und gut, wer sich etwas umhört kommt schnell zum Schluss: Zucker ist böse. Doch ist er das wirklich? Wie bei so vielem im Leben kann man auch beim Zucker nicht schwarz-weiss malen. Unser Körper braucht Zucker, er ist für uns das, was für ein Auto das Benzin ist. Unser Gehirn kann nicht ohne Zucker funktionieren. Kohlenhydrate sind nichts anderes als miteinander verknüpfte Zuckermoleküle, die wenn sie verdaut werden, in ihre einzelnen Zuckermoleküle aufgespalten werden und dann den Zellen als Brennstoff zugeführt werden können (wobei Insulin eine bedeutende Rolle spielt). Das Vollkornbrot zum Frühstück versorgt uns mit Energie für den Morgen, die Banane vor dem Sport mit schnell verfügbarem Zucker um beim Workout so richtig durchzupowern. Die Frage beim Zucker ist immer das Mass der Dinge. Wo die Steinzeitmenschen den ganzen Tag damit verbrachten Nahrung zu suchen und nur im seltensten Fall über ein Bienennest mit Honig stolperten, ist Zucker inzwischen fast überall zu finden. Dort wo er hingehört (z.B. im Trockenobst), aber auch in Lebensmittel wo du es nie erwarten würdest wie zum Beispiel Wurstwaren (schau dir mal die Inhaltslisten an, Du wirst staunen, wo Du überall Zucker findest). Statt des ‘normalen’ Zyklus von Insulinausschüttung, gefolgt von einem erhöhten Glucagonspiegel, ist der Insulinspiegel konstant hoch und irgendwann stumpfen unsere Zellen sozusagen ab und reagieren nicht mehr auf den Botenstoff. Das traurige Bild eines Diabetes Typ 2 Patienten. Obwohl dieser Typ oftmals als Altersdiabetes bezeichnet wird, steigt
inzwischen auch die Zahl der Kinder die unter diesem Krankheitsbild leiden rasant.

Doch eben, Zucker ist nicht nur böse. Es kommt auf die Menge und die Art des Zuckers an. Während ein Schokoriegel den Insulinspiegel rasant ansteigen lässt, um dann genau so rasant wieder abzufallen, was oftmals zu einer erneuten Hungerattacke führt, wird beim Vollkornbrot der Zucker langsamer ins Blut abgegeben und du fühlst dich länger satt. Zudem versorgt dich der letzteres (surprise, surprise) zusätzlich mit Vitaminen und Ballaststoffen. Wie auch meine Carrotcake Blissballs. Sie stillen toll das Verlangen nach etwas Süssem, sind aber gleichzeitig vollgepackt mit Vitaminen, Mineralstoffen, gesunden Fetten und Ballaststoffen. Kleine Nerderei noch am Rande; Zimt soll sich positiv auf die Regulation des Blutzuckerspiegels auswirken und ist im untenstehenden Rezept reichlich enthalten.

Für die Blissballs brauchst du:

12 Medjol Datteln

Saft einer Orange

½ Tasse Haferflocken (125ml)

½ Tasse Walnüsse (125ml)

½ Tasse Kokosflocken

2 Karotten, fein gerieben

½ TL geriebener Ingwer

1 TL Zimt

1 Priese Muskat

Zusätzliche Kokosflocken, um die Blissballs darin zu wenden.

So wird’s gemacht:

Die Haferflocken im Mixer zu einem Mehl verarbeiten. Die Walnüsse beigeben und kurz mixen (sodass die Walnüsse noch nicht komplett zermahlen sind). Gemeinsam mit den Kokosflocken und den Gewürzen in eine Schüssel geben. Die entsteinten Datteln mit dem Orangensaft zu einer Paste pürieren*. Dattelpaste und geriebene Möhren zu den Trockenen Zutaten geben und zu einer keksteigartigen Konsistenz verkneten.** Die Masse für eine Stunde in den Kühlschrank stellen, damit die Haferflocken die Feuchtigkeit etwas aufsaugen können.

Den ‘Teig’ mit angefeuchteten Händen zu Bällchen in der Grösse Deiner Wahl formen und in den Kokosnussraspeln wenden. Die Blissballs halten sich im Kühlschrank bis zu zwei Wochen (jedoch überleben sie bei mir selten so lange).

*Wenn Dein Mixer bei der Dattelpaste etwas überfordert ist, kannst du gut noch etwas Wasser dazugeben. Eventuell musst du dann einfach den Haferflockenanteil erhöhen, um die gewünschte Konsistenz zu erreichen.

**Je nach Grösse der Karotten und des Saftgehalts der verwendeten Orange kann der Flüssigkeitsgehalt im Rezept variieren. Ist die Masse zu trocken, einfach etwas Wasser/mehr Orangensaft beigeben. Ist sie zu feucht, etwas mehr Haferflocken unterheben.

Brennesselchips

Bei den meisten ist die Brennessel vor allem wegen ihren pieksigen Eigenschaften unbeliebt. Die schmerzhaften Quaddeln, die nach dem Kontakt mit den Brennhaaren entstehen, sind eine Folge der enthaltenen Brennflüssigkeit die Kieselsäure, Histamin, Acetylcholin, Natriumformiat und Serontonin enthält. Die unangenehmen Stiche beim Ernten der Brennessel können jedoch mit der richtigen Pflücktechnik umgangen werden. Streicht man von unten nach oben über den Stiel, werden die aufwärtsgerichteten Härchen an den Stiel gedrückt, statt dich zu pieksen. Für ganz Vorsichtige ist der Gebrauch von Handschuhen eine gute Möglichkeit.

Wenn das pieksige Problem der Ernte überwunden ist, öffnen sich die Türen für schier unendliche Anwendungen. Dem bekannten Brennesseltee werden diverse positive Eigenschaften zugeschrieben. In der Volksmedizin ist die Brennessel aufgrund ihrer entgiftenden und harntreibenden Wirkung bekannt. Auch wird sie zur Behandlung von Müdigkeit empfohlen. Eine häufige Ursache der Erschöpfungszustände ist, insbesondere bei Frauen, ein Eisenmangel. Da kommt die Brennessel ins Spiel: Je nach Wuchsort kann sie bis zu viermal mehr Eisen wie ein Rindersteak enthalten und aufgrund ihres beachtlichen Vitamin C Gehaltes kann das Eisen auch gut aufgenommen werden. Zudem trumpft sie mit einem hohen Calicium Gehalt (sechsmal mehr als Kuhmilch) und einem Proteingehalt von 9% auf.

Schön und gut, denkst Du dir jetzt, aber Brennesseltee ist nicht so Dein Ding? Kein Problem, da geht es mir nicht anders! Nichtsdestotrotz habe ich momentan eine totale Brennesselphase und diverse Möglichkeiten entdeckt, das pieksige Grünzeug in meinen Speiseplan einzubauen. Eine Variante sind die supercurnchy Brennesselchips. Mein neuer Lieblingssnack für einen gemütlichen Filmabend!

Das brauchst Du dazu:

Eine Schüssel Brennesseln

2 EL Rapsöl

1 TL Salz

Gewürze nach Deinem Geschmack; wie wäre es mit den klassischen Paprikachips (+1 EL Paprikapulver), oder einer exotischen Variante mit Algen (+1 zerbröckeltes Noriblatt)?

So wird’s gemacht:

Den Ofen auf 150°C vorheizen.

Die Brennesseln gut waschen und mit einem Küchentuch trockentupfen. Die Blätter sollten möglichst trocken sein, damit deine Chips schön knusprig werden. Das Öl und die Gewürze mit den Brennesseln in eine Schüssel geben und gut einmassieren. Wenn Du Dich vor den Brennesselstichen fürchtest, ziehst du für diesen Schritt Küchenhandschuhe an.

Die Brennesseln auf einem Blech ausbreiten, sodass sie sich möglichst nicht überlappen und für 10 Minuten im den Ofen backen. Danach die Ofentür öffnen, damit die Feuchtigkeit entweichen kann und überprüfen, ob die Chips schon knusprig sind, falls nicht, die Brennesseln im noch warmen, ausgeschalteten Ofen weiterbacken. Die fertigen Chips in eine Schüssel geben und lossnacken. Sie sind am besten frisch, bleiben aber in einer Keksdose verstaut einige Tage knusprig.

Bananenbrot

Wer in den Ferien schon einmal tropische Früchte in ihrem Ursprungsland gegessen hat, kennt die Enttäuschung, die zu Hause nach dem Kauf derselben Frucht auf einem warten. Es schmeckt einfach nicht gleich. Das liegt daran, dass das Obst, statt wie in ihrem Herkunftsland an der Pflanze zu reifen, grün geerntet wird, um während dem Transport nicht kaputt zu gehen. Erst an ihrer Zieldestination kann sie unter genaustens kontrollierten Bedingungen den Reifeprozess durchlaufen. Da die Frucht jedoch umso mehr Aroma und Geschmack erhält, je länger sie an der Pflanze reifen kann, schmeckt sie dadurch einfach nicht gleich wie direkt von der Staude.

Ganz anders verhält es sich hierbei bei der Banane. Diese wird auch in ihren Anbauländern grün geerntet und an einen schattigen Ort gebracht um auszureifen. Liesse man die Bananen an der Staude reifen, würden sie aufplatzen und einen mehligen Geschmack erhalten. Das macht die Banane ideal für den Transport. In nur etwa 12 bis 16 Tagen ist die Banane per Schiff nach Europa gelangt und kann in einer Reiferei ihren vollen Geschmack entfalten. Grüne Bananen haben ein Stärke zu Zucker Verhältnis von 20:1 das sich beim Reifeprozess drastisch verändert. Durch das Reifen wird die Stärke in Zucker umgewandelt und die Banane wird immer süsser. Schlussendlich liegt das Verhältnis bei 1:20. Kein Wunder also, dass das Bananenbrot völlig ohne Zusatz von raffiniertem Zucker auskommt. Die Süsse der Bananen und Datteln reicht vollkommen aus.

Mein Bananenbrot ist die ideale Lösung für zu reife Bananen oder solche, die durch eine Druckstelle nicht mehr appetitlich aussehen.

Das brauchst du:

3+1 Bananen

3 EL gemahlene Leinsamen+ 10 EL Wasser*

Mark 1 Vanilleschote

6 Datteln, für mind. 30 min in 100ml warmem Wasser eingelegt

1 EL Tahini

100g Mehl**

1 TL Backpulver

1 Priese Salz

Optional: 100g gehackte Walnüsse und 100g gehackte schwarze Schokolade

*wenn du das Bananenbrot nicht vegan backen möchtest, kannst du das Leinsamenei auch durch 2 Eier ersetzen

**für die glutenfreie Variante verwende ich 100g Haferflocken, die ich im Mixer zu einem Mehl verarbeite.

So wird’s gemacht:

Die Leinsamen im Wasser quellen lassen. Drei Bananen mit einer Gabel zu einem Mus verarbeiten. Es ist nicht schlimm, wenn es noch Stückchen enthält, die geben dem Bananenbrot noch das besondere Etwas. Die eingeweichten (und entsteinten !) Datteln mit ihrem Einweichwasser zu einer Dattelpaste pürieren und zusammen mit den Leinsamen, dem Tahini und dem Vanillemark unter die Bananenmatsche rühren. Mehl, Backpulver, sowie eine Priese Salz zugeben und wenn gewünscht, Walnüsse und Schokolade unterziehen. Den Teig in eine mit Backpapier ausgelegte Form geben, mit der zusätzlichen Banane garnieren und bei 180°C für 75 Minuten backen. Sollte das Bananenbrot immer noch etwas ‘schwabbelig’ sein, den Backofen abschalten und das Brot bei geschlossenem Backofen für 10-20 weiterbacken lassen. Auch wenn es sehr verlockend ist, das Bananenbrot direkt aus dem Ofen bereits anzuschneiden, empfehle ich Dir, Dich noch etwas in Geduld zu üben und es für ca 30 Minuten auskühlen zu lassen. In dieser Zeit kann sich das Bananenbrot etwas ‘setzten’ und fällt beim Anschneiden nicht gleich auseinander. Und dann- GUTEN APPETIT!

Bohnenfrischkäse

Frischkäse war wohl das, was mir am meisten fehlte, als ich Milchprodukte aufgeben musste. Die cremige Konsistenz, die leicht säuerliche Note. Inzwischen gibt es einige Alternativen auf dem Markt, die mich jedoch nicht wirklich überzeugten. Sei es der Inhaltsstoffe wegen oder wegen des Geschmackes. Das war wohl der Startschuss für meine eigenen Experimente. Der fermentierte Cashewkäse ist immer noch einer meiner Lieblinge, da jedoch mein exzessiver Cashewkonsum langsam meine Geldbörse belastete, machte ich mich auf die Suche nach einer Alternative. Die Lösung lief mir in Form einer Packung herabgeschriebener Bohnen über den Weg. Neben diversen anderen Köstlichkeiten entstand bei der Verwertung nämlich dieser superleckere Brotaufstrich. Definitiv leichter als die Cashewvariante, dafür mit einer guten Portion pflanzlichen Proteins.

Noch ein kurzes Wort zu getrockneten Bohnen: Ich versuche, meine Hülsenfrüchte getrocknet statt in der Dose zu kaufen. Einerseits spare ich damit an Verpackungsmaterial (hast du dir schon mal überlegt, wie viele Dosen du recyceln müsstest, bis du eine Packung getrocknete Bohen wettgemacht hättest?), andererseits kann habe ich die Zubereitung selbst in der Hand, was zusätzliche gesundheitliche Vorteile birgt. Beispielsweise wird beim Einweichen der Bohnen Phytinsäure abgebaut oder du kannst durch die Beigabe von einer Kombu-Alge oder eines Lorbeerblattes beim Kochen die Blähwirkung der Bohnen verringern.

Die Bohnen weiche ich jeweils über Nacht ein und koche sie am folgenden Tag für 8-10 Minuten im Dampfkochtopf. Es hat sich für mich bewährt, jeweils eine grosse Portion zuzubereiten und einen Teil einzufrieren. So habe ich auch Bohnen zur Hand, wenn ich keine Zeit zum Einweichen habe.

Doch jetzt Los! Frischkäse!

Das brauchst Du dazu:

250g gekochte weisse Bohen*

100g Sojayoghurt

1 Priese Salz

*ich habe es bereits mit verschiedenen Sorten ausprobiert, von Sojabohnen bis zu Cannelinibohnen, ergibt alles ein leckeren Aufstrich, der Geschmack variiert jedoch etwas.

So wird’s gemacht:

Die gekochten Bohnen mit dem Sojayoghurt in den Mixer geben und zu einer homogenen Masse pürieren. Das Salz beigeben, in eine Schüssel abfüllen und zugedeckt für 2 Tage bei Raumtemperatur stehen lassen. Du wirst bemerken, dass Dein Bohnenfrischkäse beginnt, säuerlich zu riechen und fluffig zu werden (die Milchsäurebakterien produzieren Gas, sodass der Frischkäse eine mousseartige Konsistenz erhält). Magst du es etwas saurer, lässt du den Frischkäse etwas weiter reifen, willst du ihn etwas milder, einfach bereits nach einem Tag in ein sauberes Glas abfüllen und in den Kühlschrank stellen.